Daniel Falb:

Geospekulationen

Metaphysik für die Erde im Anthropozän

IMD 465
2019
344 Seiten.
ISBN: 978-3-96273-020-8
Buch: 22,00 €

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Originalausgabe

SPEKULATIONEN

Was heißt es, im Anthropozän zu leben? In der Gegenwart einer Erde, deren Inventar – Biosphäre und Noosphäre – evolutionär produziert wurde und das sich in seiner Beschaffenheit als bestürzend nonkreationistisch erweist, offenbar gar nicht speziell für die Lebenden gemacht und häufig nicht gut für sie ist?
♦ Es heißt, zugleich in kosmologischer, geologischer und evolutionärer Zeit zu leben und einzig und allein in der »unendlichen« Gegenwart der Erde, in der diese temporalen Modi überhaupt nur existieren: im Kippbild von atheistischer Transzendenz und terrestrischer Gegenwart.
♦ Es heißt, nicht in einer Endzeit, sondern in der tiefen Vorzeit einer entfernten Zukunft zu leben, und also prähistorisch und sogar umso prähistorischer zu sein, je größer die Ereignisdichten und Innovationsraten der Kulturgeschichte werden.
♦ Und es heißt Leben mit dem Nichtüberlebenden, in der auf Dauer gestellten mass extinction des frühen Anthropozäns.
Geospekulationen operiert interdisziplinär. Zwar entwickelt der Text einen Gedankengang, er lässt sich aber ebenso gut selektiv lesen – bspw. als geophilosophischer Kantkommentar oder zeitgenössische Naturphilosophie, als fanatisches Sterblichkeitstraktat, Einführung in die Theorie kultureller Evolution oder Impuls zur Wiederbelebung der evolutionären Erkenntnistheorie.
Geospekulationen ist jedoch vor allem eine »Metaphysik für die Erde im Anthropozän«: Es stellt eine neue, explizit naturalistische und atheistische Metaphysik der Erde vor und zugleich ein Plädoyer für Metaphysik als Wissenschaft dar. Und es ist der Versuch, eine politische Metaphysik für die Erde im Anthropozän zu umreißen, der es gelänge, den Planeten dauerhaft in ein Museum des Holozäns zu verwandeln.

Daniel Falb (*1977), Lyriker und Philosoph, lebt in Berlin.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Orchidee und Technofossil, Gedichte, Berlin 2019
- Anthropozän. Dichtung in der Gegenwartsgeologie, Berlin 2015
- Kollektivitäten. Population und Netzwerk als Figurationen der Vielheit, Bielefeld 2015
- Post-Studio Tales (Hg., mit J. Beeson, U. Gerhardt, F. Heckel), Hamburg 2015
- Cek, Gedichte, Berlin 2015
- Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs (mit A. Cotten, H. Jackson, S. Popp, M. Rinck), Berlin 2011