Originalausgabe.
Beobachtet Beobachter.
Fragt nach dem Produkt.
So viel Materialismus muss sein.
Das in diesem Buch vorgestellte Produktkalkül ist als Ergänzung zu betriebswirtschaftlichen Geschäftsmodellen zu verstehen. Geschäftsmodelle beantworten die Frage, wie es einem Unternehmen gelingen kann, eine Wertschöpfungskette so zu organisieren, dass sich das Unternehmen einen Wert aneignen kann, den es für Kunden kreiert. Das ist keine triviale Problemstellung. Jede Produktion wird unter Bedingungen vollzogen, unter denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass Kunden, Lieferanten, Konkurrenten oder Behörden in die Position kommen, sich den Mehrwert anzueignen. Die theoretische Fundierung, die man für Geschäftsmodelle zuweilen vermisst, wäre in einer Konflikttheorie der Produktion zu finden.
Daran schließt das Produktkalkül an. Es ergänzt Geschäftsmodelle um die Dimension einer Kommunikation über Arbeit, die zwischen normativen und kognitiven, zwischen latenten und manifesten Erwartungen oszilliert und insofern laufend den Streit sucht, den es zu entscheiden hat. Es erweitert die betriebswirtschaftliche Problemstellung um Fragen der Einbettung von Produktionszusammenhängen in gesellschaftliche Netzwerke. Und es stellt auf konkrete Fragen der Kommunikation über Arbeit unter Beobachtern erster und zweiter Ordnung ab. Insofern ist es nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern auch ein Kommunikationsmodell organisierter Arbeit und organisierten Entscheidungsverhaltens.
Dirk Baecker (*1955) lehrt Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke in Witten. Sein Band Kulturkalkül [IMD 412] ist bei Merve im Frühjahr 2014 erschienen.
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