Was ist das Wesen digitaler Bilder? Was bedeutet die Digitalisierung des öffentlichen Raumes? Warum geben uns die Kunstgeschichte, die Architektur oder die Bildtheorie auf diese Fragen kaum zufriedenstellende Antworten? Der vorliegende Text formuliert eine Theorie, die sich zugleich als künstlerische und politische Streitschrift versteht. Der Weg führt über Henri Bergsons Konzept der Dauer über Gilles Deleuzes Theorie des Kinos zu einem neuen »ergonomischen Bildbegriff«. Ausgangspunkt ist eine schlichte aber wesentliche Erkenntnis: Es geht nicht mehr um »die Arbeit am Bild«, sondern um »die Arbeit mit Bildern.« So schlicht diese Feststellung ist, so groß ist ihre Tragweite: Der veröffentlichte Raum eröffnet sich dort, wo ergonomische Bilder ein Intervall überbrücken – an dem sich das Aktuelle virtualisiert und das Virtuelle zur aktuellen Tätigkeit wird. Jenseits aller Kadrierungen sind digitale Bilder, als Teil einer neuartigen Bild-Ergonomie, nur die visuelle Kruste einer binären Sprache. Sie sind heute kein »Medium« mehr, noch haben sie eine »Botschaft« – sie sind vor allem Werkzeuge am blanken Nerv der Stadt. Anhand zahlreicher konkreter Beispiele aus der Kunst, dem Film und der Architektur im sogenannten »öffentlichen Raum« wird das theoretische Gerüst dieser Abhandlung greifbar.
Stephan Doesinger (*1968), setzt sich als Gestalter, Autor, Vortragender und Herausgeber mit Fragen zu Architektur und Design auseinander. [www.doesinger.com]